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Projekt: Refit "Virgin Wood"
Die Virgin Wood ist eine Deerberg Amethyst 27. Die Deerberg-Boote wurden Ende der 70er bis Mitte der 80er teils mit Werfthilfe Eignergebaut, teils komplett Werftgebaut, zum überwiegenden Teil aber als Werftbauten zum Selbstausbau ausgeliefert, was unvermeidlich zu einer ziemlich großen Spannweite führte, was die Qualität des Innen-Ausbaus angeht. Von besseren schwimmenden Gartenlauben in Schalbrett-Optik bis zu professionell ausgebauten Schiffen ist alles mögliche vorhanden. Die VirginWood zählte leider eher zum unteren Drittel auf der Ausbau-Qualitätsskala, als sie 2009 in meine Hände kam.
Die Amethyst ist an sich schon ein recht stäbiges Schiff, das dank des einlaminierten 1100 Kg-Kiels bei knapp 3,2to Gesamtverdrängung und des pinnengesteuerten, an einem massiven Skeg befestigten Ruders auch in schwererer See sicher zu fahren ist. Vielleicht nicht gerade die schnellste, ist die Virgin Wood mit Alu-Mast (9,10m) an je einem Ober- und zwei Unterwanten pro Seite, doppeltem Vorstag und geteiltem Achterstag, und mit Stagreiter-Fock (14m²), Stagreitergenuas I+II (21+22m²), durchgelattetem Groß (16m²), 45m² Spinnaker samt zwei Spi-Bäumen und einer 5m² Sturmfock hinreichend für alle möglichen Wetterlagen gerüstet. Vervollständigt wird die Ausrüstung durch eine Windpilot Atlantic - Windfahnensteuerung, als Reserve und für Manöver unter Motor einen Raymarine - Pinnenpiloten, GPS-Chartplotter, VHF-Funkgerät, Lot, Logge und noch weiterem Kleinzeugs.
Ursprünglich sah mein Plan vor, das im August 2009 gekaufte Boot "mal eben" zu entrümpeln, neues Antifouling zu streichen, den beim Kauf defekten Motor zu reparieren und dann das Frühjahr 2010 (oder zumindest 2-3 Monate davon) auf der Adria zu verbringen, um die eigenen seglerischen Fähigkeiten ein wenig zu vertiefen. Eine ziemlich eklige Entzündung im Bein, die mir im Dezember 2009 einen Monat Krankenhausaufenthalt, zwei zwanzig Zentimeter lange Narben und sechs noch weitere Wochen Krankenlager eintrug, veranlaßten mich, dieses Vorhaben zu verschieben, da ich Ende März immer noch auf Krücken rumhumpelte. So blieb also das Jahr 2010, um ein etwas umfassenderes Refit des gesamten Schiffs anzugehen. Durch die doch recht langwierige Rekonvaleszenz einigermaßen gehandicapt, konnte ich mich allerdings erst im September 2010 durchringen, nun endlich überhaupt damit anzufangen. Begonnen habe ich dabei mit dem Innenausbau. Auf den ersten Blick vollständig und in sich einigermaßen schlüssig, war der Innenausbau ein Mischmasch aus durchaus gelungenen Mahagoni - Vertäfelungen und Bretterverkleidungen in Baubuden-Optik. Abgesehen davon, waren sämtliche Türen und Durchlässe ganz offensichtlich von oder für Personen mit einer Körpergröße von nicht mehr als 1,65m und maximal 65 kg Lebendgewicht ausgeführt. Sowohl die Tür zum WC-Raum als auch der Durchgang zur Vorderkoje und die somit als "Fluchtluk" völlig untaugliche Luke im Vorschiff hatten eine lichte Breite von gerade mal 40cm, was mich vor leichte Probleme stellte, da meine Schulterbreite doch etwas größer ist. [der Rest meines Model-Körpers paßte durch, wirklich :-) ] Die Vorschiffsluke war überdies dank zerbröselter Scharniere weder richtig dicht, noch benutzbar, da komplett mit Draht festgerödelt; außerdem war die Makrolon-Scheibe durch Sonneneinstrahlung völlig rissig, spröde und blind geworden. Ein Austausch bot sich somit geradezu an. Da SVB gerade Dachluken im Angebot hatte, werde ich stattdessen ein 505 x 505mm großes nagelneues Gebo Offshore-Luk verbauen.
Die Navi-Ecke war ein Flickwerk von im Laufe der letzten Jahrzehnte zusammengesuchten Instrumenten, von denen die meisten sich hauptsächlich durch wilde fliegende Verkabelung auszeichneten. Keine erkennbare Ordnung, Vernetzung oder auch nur Ansätze von Ästhetik. Auch wenn man ein Anhänger der "Form follows function" - Philosophie ist und das meiste davon tatsächlich irgendwann mal irgendwie funktioniert haben mag: Das geht zweifellos auch etwas gefälliger und weniger "zurechtgefrickelt". Nach kurzem "drübernachdenken" habe ich das Gemenge aus antikem Echolot, 90er Jahre Furuno-GPS und fast neuem Raymarine - Plotter rausgeworfen und werde jetzt (nun aber endgültig, nachdem der Kram schon seit 4 oder 5 Booten unter dem Schreibtisch schlummert) die Garmin-Anlage einbauen.
Der Plan im wesentlichen:
Die Schwierigkeiten fingen schon damit an, daß der ursprüngliche Ausbauer zum einen die Träger-Leisten für die Panele nur teilweise verklebt hatte, und zum anderen die Panele dann mit 3mm Messigschrauben befestigt waren. Da zu allem Überfluß auch noch irgendwann mal jemand die Panele samt Schraubenköpfen mit weißer Farbe übergetüncht hatte, überstanden ungefähr 3/4 der Schraubenköpfe den Versuch des Herausdrehens nicht besonders gut und die Leisten-Unterkonstruktion wurde doch leicht in Mitleidenschaft gezogen.
Dank der etwas grobschlächtigen Verkleidungs-konstruktion war das Boot zwar halbwegs gedämmt (hinter den Brettern befand sich eine ca. 3mm starke Schicht Styropor), hatte jedoch den Charme eines Bauwagens aus den 70ern. Hier war nun also etwas aufgepeppte Optik gefragt, um das ganze ein wenig wohnlicher zu machen. Der Fußraum sollte mit Ruegg-Schichtlaminat-Platten in Teak ausgelegt und die Dachverkleidung aus weißen Kömacell-Platten konstruiert werden. Ursprünglich wollte ich auch noch die elektrische Anlage überarbeiten und komplett auf LEDs umsteigen, aber das wird den Zeitrahmen sicher komplett sprengen, also ist das erstmal auf Eis gelegt. Hauptsache, der Kahn ist im späten Frühjahr 2011 endlich segelfertig und der Motor läuft. Nachtrag 10.12.2010: Es ist doch echt zum K*tzen: Das Ding steht jetzt seit über einem Jahr unfertig vor meiner Garage; inzwischen schneit es wieder, und ich bin noch kein Stück weitergekommen :-( Wenn das so weitergeht, wird das 2011 wieder nix mit der Adria-Tour.
14.03.2011 Die Frostperiode scheint vorüber zu sein! :-) Im Verlauf des Wochenendes ist es mir immerhin gelungen, die alte Vorschiffsluke auszubauen und einen viertel Quadratmeter Sandwich aus dem Deck zu sägen. Sobald es etwas wärmer ist, wird die neue Luke mit Sika eingeklebt und verschraubt, und dann kann es an die Deckenverkleidung im Vorschiff gehen. Vom Erstausbauer waren unterm Dach 6mm Mahagoni-Sperrholzplatten verbaut worden. Intelligenterweise natürlich nicht mit VA-Schrauben am Sandwich-Deck verschraubt, sonder mit Epoxy angeklebt. Sie erwiesen sich dadurch als einigermaßen unzugänglich für jeden Versuch, sie zerstörungsfrei zu entfernen. Nun ja, da sollte ja ohnehin was anderes drunter.
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