Mar-Thar's Bootstagebuch

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Segel'yacht' Marina 23

"Thebe"

Die Vorgeschichte: Nachdem die "Metis" im Dezember glücklich einen neuen Besitzer gefunden hatte, folgte ein kurzes Intermezzo mit der hier abgebildeten Catalina C27 an der amerikanischen Ostküste. Ende Januar 09 für kleines Geld und auf einem "Cradle" in einer Marina in Brick, New Jersey stehend über ebay USA ersteigert, hatte ich eigentlich die Absicht gehabt, die "Miss Jeanne" nach Europa zu verschiffen, hier zu überarbeiten und auszustatten, und 2010 einen Mittelmeersolotörn als Vorbereitung für "die große Spinnerei" ;-) damit zu absolvieren. Wie sich nach mehreren Anfragen rausstellte, sollte das günstigste Angebot für den Transport von NJ nach FL fast 3.500,-$ kosten, was mir als deutlich zu teuer erschien; also ersteigerte ich zusätzlich noch, für lächerlich wenig Geld, einen Dodge Ram 3500 SLT Pickup mit 8.2l V10 - Benziner >:-) in Orlando, Florida und flog kurzentschlossen im März 09 mit Jutta rüber, um ihn zu übernehmen, einen Trailer zu mieten, nach New Jersey zu cruisen, das Boot aufzuladen und die 1500 mls von New Jersey zurück nach Jacksonville, Florida zu überführen, wo das Gespann verladen werden sollte.. Wie wir es nicht anders kennen, kam natürlich alles wieder ganz anders...:

Der Dodge sah zwar wirklich gut aus, bei näherer Betrachtung stellte sich dann jedoch heraus, daß nicht nur das Kühlsystem diverse undichte Stellen hatte, die Klimaanlage nicht funktionierte ("ist nur die Sicherung, fliegt immer raus.." aha... und warum??), das Armaturenbrett längs durchgerissen war, entgegen der Aussage des Verkäufers KEINE Anhängekupplung vorhanden war und dergleichen Frickeleien mehr; sondern das Beunruhigendste waren die Geräusche aus Getriebe, Hinterachse und Antriebsstrang, die während der einstündigen Probefahrt auftraten. Wär ich nicht zufällig auch noch Kfz-Meister, hätte ich ihn vielleicht trotzdem gekauft, aber da ich nun nicht die geringste Lust verspürte, mit einem 6to-Gespann irgendwo auf der Interstate zwischen New Jersey und Florida wegen eines verreckten Automatic-Getriebes oder ein bis zwei durchgeblasenen Kopfdichtungen liegenzubleiben, haben wir die ganze Sache vor Ort kurzerhand abgeblasen, den Dodge nicht abgenommen, sondern statt des Trailers spontan ein Mitsubishi Eclipse V6 Cabrio gemietet und sind damit 10 Tage bei schönsten Frühlingswetter oben ohne die Floridianische Ostküste rauf und runtergekreuzt, haben vom BestWestern Motel an der Interstate bis zum Hilton 5-Sterne direkt am Strand allerlei Hotels durchprobiert und uns durch die amerikanische Gastronomie von KFC über McD bis zu frischen Shrimps, Meeresfrüchten und Steaks direkt am Wasser durchgefuttert. War zwar so nicht geplant, hat aber, so ganz spontan und ohne Kinder, trotzdem Spaß gemacht :-)

Die Catalina habe ich übrigens nie zu Gesicht bekommen; es ist mir aber dennoch gelungen, sie einen Monat später für fast das Doppelte des ursprünglichen Kaufpreises über ebay USA wieder zu versteigern; an jemanden aus Kentucky. Als ich mal spaßeshalber seinen Wohnort gegoogelörßt habe, war im Umkreis von 200mls kein besegelbares Gewässer zu erkennen. Keine Ahnung, was der mit dem Kahn vorhatte, war mir dann allerdings auch egal. Außer den Mietwagenkosten hatte ich zumindest den ungeplanten Urlaub wieder raus und 10.000,-$ Transportkosten und Steuern gespart :-)

Und wieso jetzt wieder das gleiche in Gelb, wo doch die andere auch schon zu klein war?

Tja. Sagen wir einfach, sie war billig genug, um mich spontan zu locken. Wie schon in der "Metis"-Beschreibung erwähnt, ist die Marina 23 ein schnelles und easy zu segelndes Boot. Diese hier lag zeitlebens am Starnberger See, hat also nie Salzwasser gesehen, kommt aus erster Hand (!) und ist im Original-Zustand, also völlig unverbastelt, was mich am meisten an Ihr gereizt hat, da die "Metis" für eine Überarbeitung hätte völlig abgeschliffen werden müssen. (... gemußt worden zu hätte? ... hätte gemußt werden? Wie auch immer...). Letzteres bringt immerhin 3-5cm mehr Kopffreiheit, da man zwar auf die, in der "Metis" nachgerüsteten, Mahagonie-Panele verzichten muß und auf nacktes GFK blickt, dafür aber der Innenraum nicht noch zusätzlich künstlich verkleinert wird. Hat halt alles seine zwei Seiten...

Hersteller: Marina-Werft Fürstenau bei Osnabrück

Masse: 6,98 x 2,22 x 1,14 (23ft)

Motor: keiner

Baujahr: 1973

Zustand: Original Gelcoat, nach Aussage des Vorbesitzers regelmäßig poliert. Viel zu schade, um es überzulackieren, auch wenn nach 36 Jahren natürlich die eine oder andere Macke vorhanden ist.

Rechtliches: Aus Zeitmangel immer noch auf den (verstorbenen) Erstbesitzer registriert. Ich war allerdings auch noch nicht im Wasser damit. Messbrief ist vorhanden.

Ausstattung/Zubehör: Original. Kein Motor, kein Tank, kein Klo, kein Kocher, kein Wasser, kein Kühlschrank, kein Gas, kein Landanschluß, keine Sprayhood, kein Bimini. Dafür 4 nutzbare Kojen, ein großer Schrank und etliche Staufächer und Schwalbennester in den Seitenwänden, die bei der Metis irgendwie anderweitig verwurstet waren. Die ausgefeilte elektrische Anlage beschränkt sich auf etwa 12m weißes und 12m schwarzes Kabel, einen einzelnen Schalter und ein 360°-Licht im Masttop und irgendwo muß wohl noch eine 12V-Batterie hin.. That's it :-)

	2 Schlafplätze in V-Koje im Bug. Abgetrennt durch ein Schott und verschließbar durch die Schranktür. Für Paare ab 1.85m wird's indes kuschlig.
	2 Schlafplätze in Längskojen im Salon, beide schmal aber sehr lang. Stauraum auf der gesamten Länge unterhalb.
	Polster für alle Plätze
	Drehbar aufgehängter Kabinentisch in ausreichender Größe, um mit mehreren Personen dran frühstücken zu können.
	Ein 50cm breiter und raumhoher Schrank backbord vorn im Salon. Hier wäre z.B. Platz für eine Kühlbox und diverse Schubladen oder Böden für Vorräte und Bekleidung.
	Alu-Mast und -Baum. Letzterer mit etwas, das mir als "Patentreff" erläutert wurde: Das Groß wird über eine Kurbel zum Reffen um den Baum gewickelt. Mal sehen, ob das was taugt. Besegelung: Stagreiter-Fock und Großsegel. Stagen aus VA, Fallen mit Drahtvorlauf. Segel in noch brauchbarem, aber nicht tollem Zustand. Großsegel war angeblich letzten Winter beim Segelmacher und wurde durchgesehen/ausgebessert.
	Niro - Bugkorb, allerdings ohne Seezaun oder Heckkorb
	Klappbare Halterung für AB mit Heck-Durchführung für Spritschlauch und Fernschaltzüge
	Klapp- und abnehmbare Badeleiter aus Teak
	Hafentrailer mit Zugöse. Die Reifen waren offenbar so alt wie das Boot und bröckelten schon im Stand auseinander, so daß wir das ganze Ding mit dem Stapler auf meinen Autotrailer hieven mußten. Reifen und Schläuche sind unterdessen neu, so daß der Hafentrailer wieder auf eigenen Füßen steht und beweglich ist.

To-Do-List Dinge, die ich noch ändern möchte:

	Als ich sie gekauft habe, hieß es: "Die Fockschienen- oder die Pütting-Befestigungen scheinen irgendwo undicht zu sein". Ich konnte bisher nichts dergleichen feststellen. Selbst nachdem sie nun 8 Wochen ohne Abdeckung, teils in strömendem Regen, hier neben meiner Halle stand, ist sie innen staubtrocken. Allerdings löst sich eine der aus Alu und Delrin angefertigten Führungsschienen für das Schiebeluk auf, das sollte mit ein paar neuen Schrauben aber kein Thema sein.
	Der Scheuerleiste sieht man ihre 36 Jahre an. Ausgeblichen, steinhart und an vielen Stellen angebröselt muß die mal neu, und sei es nur aus optischen Gründen. Bei der Gelegenheit würde ich auch den Spalt zwischen Ober- und Unterschale mit Sika neu abdichten. Eventuell sind das angebliche Problem ja gar nicht die Fockschienen, sondern irgend eine undichte Stelle zwischen den Schalen.
	Beleuchtung nachrüsten. Selbst bei Törns auf der Ostsee nicht wirklich verzichtbar, geschweige denn, bei längeren.
	Sollte das mit dem geplanten Solo-Trip 2010 tatsächlich funktionieren, werde ich wohl den ganzen Elektronik-Kram den ich noch neu im Schrank liegen habe, hier verbauen. 10"-Kartenplotter mit Radar und Fishfinder, Autopilot etc. Fehlt ggf. noch ein Satz neue Segel, eAnkerwinch mit VA-Kette, Windgenerator und eine Kühlbox.

Nachtrag 2010:

Natürlich kam es, wie es kommen mußte: Bevor Thebe und ich auch nur einmal gemeinsam Wasserkontakt hatten, hatte sie mich schon wieder verlassen. Über das Booteforum sprang mich Mitte 2009 die Gelegenheit zum Kauf der Virgin Wood , einer Deerberg Amethyst 27 an, die ich dann im Oktober mit der Absicht übernahm, mich irgendwann auf Jörch's (des Vorbesitzers) Spuren zu begeben und drei Monate für mich allein im Mittelmeer rum zu segeln. 2010 mußte das aufgrund einer recht ekligen Entzündung im Bein mit anschließendem monatelangen Krankenhausaufenthalt und Rekonvaleszenz über den Jahreswechsel 2009/2010 hinaus blöderweise ausfallen, aber mit ein bischen mehr Glück klappt es ja vielleicht in 2011 endlich. Zwischen mir und drei Monaten Adria stehen jetzt eigentlich nur noch "geringfügige Restarbeiten" an der Virgin Wood ....

Stand: 10.12.2010